Wirtschaft & Umwelt - Zeitschrift für Umweltpolitik und Nachhaltigkeit

Kontroverse: Dauerthema Nitrat im Grundwasser – zu wenig getan?

Pro: Zuviel Dünger belastet das Grundwasser seit Jahren. 
Maßnahmen greifen zu kurz. 

Der aktuelle Umweltkontrollbericht (UKB) des Umweltbundesamtes zeigt wieder auf: Die Nitratbelastung des Grundwassers ist in den stark landwirtschaftlich genutzten Gebieten viel zu hoch. Einige der Grundwasserkörper in Niederösterreich und Oberösterreich sind über dem Grenzwert von 50 mg/l mit Nitrat belastet. Die Wasserversorger müssen Trinkwasser mischen um es mit einem Grenzwert von unter 50mg/l abgeben zu können. Das verursacht Extrakosten. Der UKB empfiehlt Umsetzung und Wirksamkeit des Aktionsprogramms Nitrat und die Maßnahmen im Förderprogramm ÖPUL zu überprüfen und nachzubessern. 

Bereits der Rechnungshofbericht im Jahr 2015 zur Grundwassersituation im Weinviertel (Marchfeld) zeigt auf, dass die seitens der Landwirtschaft gesetzten Maßnahmen bei weitem nicht ausreichen. Konsequentes Handeln im Interesse der KonsumentInnen ist gefordert. Das Aktionsprogramm Nitrat ist zu überarbeiten: Notwendig wären genauere Aufzeichnungen (pro Feldstück statt pro Betrieb) über die aufgebrachte Menge Nitrat in den betroffenen Gebieten und eine verpflichtende Kommunikation mit den Wasserversorgern. Weniger Düngen wäre ein Erfolgsrezept – dafür sind Düngerobergrenzen zu senken. Das Grundwasserschonprogramm für die  Südsteiermark zeigt auf, dass es möglich ist, im Interesse des Wasserschutzes zu handeln und Nitratwerte niedrig zu halten: Die Düngerobergrenzen wurden gesenkt; verpflichtende, genaue Aufzeichnungen zu Düngung und  Pestizideinsatz sind vorgeschrieben.  So wird eine Überprüfung möglich und ersichtlich, welche Schutzmaßnahmen wirken und wo Nachbesserungsbedarf erforderlich ist. Nachahmung auf Bundesebene empfehlenswert!  

Con: Die Landwirtschaft erfüllt Wasserschutzfunktionen. Grundwasser ist fast überall in Ordnung. 

In Österreich wird Trinkwasser aus Grundwasser ohne Aufbereitung unter landwirtschaftlichen Flächen gewonnen. In Ballungsräumen ist das nicht so! Dies ist neben der Geographie auch der Tradition und Struktur der österreichischen Landwirtschaft zu verdanken, die sich nie so intensiv wie z.B. in den Niederlanden und Bayern entwickelt hat. 

Bereits seinerzeit wurden im Wasserrechtsgesetz den technisch möglichen Intensivierungen der Landwirtschaft Einhalt geboten. Seit 1995 werden mit einem EU-Agrarumweltprogramm Aktivitäten forciert, die neben anderen Umweltaspekten auch dem Wasserschutz und der Reduktion von Nitrat im Grundwasser dienen. Teilnahmeraten zwischen 80 und 95 Prozent ermöglichen seither, dass österreichweit Humus aufgebaut wird und dass die Grundwassersituation sich weiter verbessert.

Es gibt nur noch in drei Einzelgebieten Österreichs Brunnen mit Nitratwerten über 50 mg/l, wobei die Gründe hierfür multifaktoriell sind. Der landwirtschaftliche Stickstoffeintrag wird laufend reduziert. Die Landwirte richten Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und Düngung dementsprechend aus.

Aktuelle Verstrengerungen wie im Leibnitzer Feld sind weder zweckdienlich noch effizient. Da noch dazu Grundwasserkörper sehr verschieden sind, darf dies kein Beispiel für andere Regionen werden. Da die letzten Auswertungen in Österreich sowohl die fast flächendeckende hohe Qualität des Grundwassers als auch die positiven Entwicklungen in den verbliebenen Kleingebieten mit höheren Stickstoffwerten zeigen, sollte der bisherige Weg der Koexistenz Landwirtschaft und Trinkwassergewinnung fortgesetzt werden. ¨