Leben

Von A wie Arbeit bis Z wie Zukunft

Die Broschüre von ,,A wie Arbeit bis Z wie Zukunft“ entstand in einem kollektiven Schreibprozess, welcher fast ein Jahr andauerte. Initiiert wurde dieses Projekt von Magdalena Heuwieser und Ulrich Brand. Das Schreibkollektiv bestand aus VertreterInnen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Trotz ihrer politischen Heterogenität einte sie das zentrale Dilemma unserer Zeit: Woran liegt es, dass sich sowohl soziale Ungleichheit als auch Umweltkrise weiter zuspitzen, obwohl es kaum an Wissen darüber fehlt? 

Wenn 26 Personen so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, die Masse der Fluginsekten in den letzten 30 Jahren um 75 Prozent sank und GrünwählerInnen am häufigsten im Flugzeug sitzen, dann läuft etwas grundlegend schief. Hierfür gibt es viele Gründe. Es ist den meisten Menschen in den westlichen Industriegesellschaften kaum möglich, ihren Alltag nicht auf Kosten anderer zu leben. Zu attraktiv sind die Bequemlichkeiten und kurzfristigen Vorteile für jede/n Einzelne/n beim Kauf einer billigen Flugreise oder eines neuen Smartphones. Doch nicht nur individuelle Kaufentscheidungen, sondern vor allem institutionelle Gegebenheiten stabilisieren die imperiale Lebensweise. Wachstumsimperative und neoliberale Logiken sowie viele politische Parteien und mächtige AkteurInnen präsentieren vereinfachte Lösung wie z.B.: grüne Scheinlösungen, die durch Effizienz und Technologien neue Wachstumschancen wittern; Rechtspopulismus, der MigrantInnen als Sündenböcke präsentiert und nicht zuletzt neoliberale AkteurInnen, die den Sozialstaat auf Diät halten um Banken und transnationale Konzerne zu finanzieren. 

Auswege werden gesucht

Für die AutorInnen der Broschüre ist daher klar: Für einen gerechten Strukturwandel und für einen Ausweg aus der neoliberalen Hegemonie braucht es ein neues Verständnis von Arbeit. Es braucht also eine gute Arbeit. Wichtige gesellschaftliche Akteure wie die Arbeiterkammer, Gewerkschaften und BetriebsrätInnen sollen diese forcieren und umsetzen. Gute Arbeit umfasst laut Arbeiterkammer ,,faire Einkommen und Sicherheit für die Beschäftigten“. Gute Arbeit dient einem selbst, zukünftigen Generationen sowie der Umwelt und wird nicht auf Kosten anderer ausgeführt. Demnach umfasst gute Arbeit auch Formen von Arbeit, die über die ,,klassische“ Erwerbsarbeit hinausgehen: Care- und Reproduktionsarbeit, Subsistenzarbeit und nicht zuletzt ehrenamtliche Arbeit verdienen angemessene Wertschätzung. Eine gute Arbeit ist auch verbunden mit einer Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit – was nicht nur zu mehr Selbstbestimmung und Freizeit, sondern auch zu einer Verringerung der Treibhausgas-Emissionen führen kann. Gute Arbeit umfasst aber auch ein Überdenken unserer Wirtschaftsweise. Um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, bedarf es einer weitestgehenden Demokratisierung der Wirtschaft. Mitbestimmen und Mitbesitzen werden zu zentralen Prinzipien an denen sich nicht nur BetriebsrätInnen orientieren können. Dadurch könnte der Fokus vom Wirtschaftswachstum und von der Profitlogik auf eine bedürfnisorientierte Produktion verschoben werden. 

Gerechter Strukturwandel

Es geht darum, anhand von konkreten Beispielen die Zusammenhänge zwischen der imperialen Lebensweise, der Klimakrise, der Geringschätzung unbezahlter Arbeit und öffentlicher Dienstleistungen, der Dominanz globaler Konzerne, der globalen und regionalen Ausbeutung von ArbeitnehmerInnen und MigrantInnen und der Missachtung von Menschen- und Gewerkschaftsrechten darzustellen. In Summe zeigt die Broschüre, dass der gerechte Strukturwandel stattfinden kann. Umweltbewegungen und Gewerkschaften diskutieren bereits dieses Thema und zwar unter dem Begriff der Just Transition. Derzeit strebt die Wirtschaft nach Wachstum zu Lasten aller irdischer Ressourcen. Nur wenn ein Umdenken mit Weitsicht auf den gesamten Planeten geschieht, kann dieses gelingen. Der Umbau soll auch bestehende Muster der Ausbeutung und Unterdrückung überwinden, ohne neue zu schaffen, und dabei durchaus Eigentums- und Machtverhältnisse in Frage stellen. Ziele sind gute Arbeits- und Lebensbedingungen wie auch leistbare Energie und Mobilität für alle. Damit der notwendige Umbau der Produktionsprozesse nicht zu Lasten der Beschäftigten geht, sind vielfältige Maßnahmen wie Umschulungsprogramme, neue klimafreundliche Arbeitsplätze, soziale Absicherung und Arbeitszeitverkürzung – gemeinsam mit Beschäftigten und Gewerkschaften gestaltet – notwendig. Ein möglicher Ansatz der Realisierung der Just Transition wäre der Ausbau der Daseinsvorsorge in Form einer breit gefassten sozial-ökologischen Infrastruktur. Es geht darum, öffentliche Räume und Naherholungsgebiete zu schaffen und zu sichern. Es muss öffentliche Verkehrsmittel sowie einen erschwinglichen Zugang zu Energie, Wasser, Wohnen, Gesundheit, Internet und Bildung für alle geben – nur so ist eine hohe Lebensqualität jenseits von Konsum- und Wachstumszwang gewährleistet.