Editorial: Fleischeslast

Der Schweinsbraten und das Wiener Schnitzel tragen bei vielen ÖsterreicherInnen zu ihrer eigenen „Fleischeslast“, also zu Übergewicht bei. Der hohe Fleischkonsum in den Industrieländern wird aber auch immer mehr zu einer Last für unseren Planeten, denn er benötigt immer mehr Bodenfläche und Wasser und trägt massiv zum Klimawandel bei. Der Flächenbedarf für Fleisch ist mindestens dreimal so hoch wie für Getreide, Obst und Gemüse. Je mehr Fleisch verzehrt wird, desto stärker wird der Druck, immer mehr Flächen für die Landwirtschaft zu nutzen und immer mehr Wälder, die wir als CO2-Speicher benötigen, abzuholzen. Dazu kommt, dass die Nutztierhaltung selbst für fast 20 Prozent aller klimawirksamen Gase, insbesondere Lachgas und Methan, verantwortlich ist. Auch der Verbrauch an virtuellem Wasser, also des Wassers, das zur Fleischproduktion und Futtermittelproduktion insgesamt eingesetzt werden muss, beträgt ein Vielfaches des Wasserverbrauchs für die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel. 

Es lohnt sich aber auch, einen Blick darauf zu werfen, wie Schnitzel, Eier und Wurst produziert werden. Artgerechte Tierhaltung, biologische Fütterung und faire Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in dieser Branche sind nicht nur in Österreich noch ein Minderheitenprogramm. Bei Schweinefleisch beträgt der Bio-Anteil unter zwei Prozent, bei Rindfleisch immerhin rund 14 Prozent und trotz steigenden Absatzes von Bio-Freilandeiern und des Verbots der Legebatterien ist die industrielle Intensivtierhaltung in Europa weiter im Vormarsch. Damit steigt die Belastung von Böden und Gewässern, was sich beispielsweise an Nitratwerten im Grundwasser oder steigendem Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung manifestiert. Dass sich Agrarförderungen nicht an artgerechter Tierhaltung orientieren und dass nur wirklich große Massenställe der Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegen, trägt kaum zu raschen Verbesserungen bei. Daher wäre die Devise „weniger Fleisch ist mehr“, nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus ökologischen Gründen durchaus angebracht.