Schwerpunkt

Ware Umwelt

Was ist uns die Umwelt wert?

Weltweit sucht Kapital Anlagemöglichkeiten. Welche Bedingungen benötigen „ethische Investments“, um tatsächlich ökologische und soziale Verbesserungen zu erzielen? 

Strickner: Das grundlegende Problem dieses Ansatzes ist, dass er der Logik verhaftet bleibt, dass Marktmechanismen für alle Probleme die Lösung sind. Das ist falsch. Wenn wir wirkliche Antworten für Klimawandel, die Zerstörung der Biodiversität oder die zunehmende Arbeitslosigkeit finden wollen, müssen wir Ursachenforschung betreiben. Die zentralen Ursachen der ökologischen und sozialen Krise sind die Profitorientierung unseres Wirtschaftssystems, der damit verbundene permanente Wachstumszwang und die immer größere Konzentration von Vermögen.

Globale Umweltabkommen waren bislang wenig erfolgreich. Ist von der Privatisierung von Nutzungsrechten an Natur und Umwelt mehr zu erwarten? 

Strickner: Die Erfahrungen mit Marktlösungen zeigen, dass sie die ökologischen Probleme verschärfen. Ein Beispiel dafür ist der europäische Emissionshandel. Die Idee dabei ist, Treibhausgasemissionen einen Preis zu geben und durch Anreize für klimafreundliche Innovationen zu reduzieren. Dieser Weg ist gescheitert. Die Emissionen sind deutlich gestiegen. Die Privatisierung von Nutzungsrechten ändert nichts an den strukturellen Ursachen der Naturzerstörung. Wir müssen unsere Energie-, Verkehrs-, Landwirtschafts-, Produktions-, und Verteilungssysteme grundlegend verändern. Dazu gehören lokale Wirtschaftskreisläufe, agrarökologische Produktionsweisen, die lokale und demokratische Produktion sicherer, erneuerbarer Energien und die Re-Orientierung der Wirtschaft auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen.

Sie engagieren sich auch beim zivilgesellschaftlichen Projekt „Wege aus der Krise“ gegen neoliberale Kürzungspolitik. Führt dieser Weg eher zu „Green Growth“ - grünerem Wachstum, oder zu „De-Growth“, also einer Abkehr vom Wachstumsparadigma? 

Strickner: Die Allianz „Wege aus der Krise“ stellt die Frage ins Zentrum, wie wir ein gutes Leben für alle Menschen in Österreich sicherstellen können – mit allen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Wie können wir z.B. Mobilität für alle sicherstellen, 
wissend dass Erdöl endlich ist und Agrotreibstoffe keine Alternative sind. Daraus ergeben sich notwendige Zukunftsinvestitionen, die Arbeit schaffen, die aus einer sozialen und ökologischen Perspektive Sinn machen. Es geht um die Frage wie wir leben wollen und um konkrete Schritte dorthin. Die Frage nach welchem Wachstum stellt sich so abstrakt dann nicht mehr.