Schwerpunkt

Gutes Leben für alle

Interview mit Alexandra Strickner von Attac : Allianz Wege aus der Krise

Was war Ihre Motivation, einen Kongress zum „Guten Leben für alle“ zu veranstalten?

Strickner: Für Attac, aber auch für die Allianz „Wege aus der Krise“, steht die Vision des „Guten Lebens für alle“ im Zentrum der Tätigkeit. Die Erarbeitung von Alternativen zur Kürzungspolitik zum Beispiel in Form des „Zivilgesellschaftlichen Zukunftsbudgets“ oder der Widerstand gegen das Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) orientieren sich daran. Daher war es für uns eine logische Konsequenz, diesen Kongress mit zu veranstalten. Abgesehen davon, dass der erste Kongress dazu gleich auf der Wirtschaftsuniversität stattfand, war die Motivation und das Ziel auch, viele unterschiedliche Akteure einzubinden. Das große Interesse hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. 

Welche Kernbotschaften nehmen Sie für eine „Politik des guten Lebens“ in Österreich mit?

Strickner: Die Suche nach einem „Gutem Leben für alle“ stellt die Frage nach Gerechtigkeit und Gleichheit. Sich mit dem guten Leben auseinanderzusetzen heißt, sich gemeinsam mit den Fragen nach Lebensqualität, Wohlfahrt und Wohlstand zu beschäftigen: Wie wollen wir leben? Welche Lebensmittel wollen wir essen? Wie wollen wir  unsere Freizeit verbringen und für Kinder und Eltern sorgen? Was braucht es, damit alle gut leben können, egal wo sie geboren sind? Die Utopie des guten Lebens für alle ist also der Versuch, die viel zu lange privatisierte Frage nach einem gelungenen Leben zu politisieren. Eine „Politik des guten Lebens“ muss daher diese Fragen ins Zentrum stellen. 

Wie wird es angesichts des großen Interesses an dem Kongress mit der Initiative weitergehen?

Strickner: Wie man so schön sagt – nach dem Kongress ist vor dem Kongress: Wir planen für 2017 den nächsten „Gutes Leben für Alle“-Kongress. Auf dem Weg dorthin wollen wir spannende Personen im Rahmen der „Gutes Leben für Alle“-Dialogreihe nach Österreich bringen wie zum Beispiel Karen Polanyi-Levitt, die Tochter von Karl Polanyi, dem Autor der „Großen Transformation“.

Und zum Abschluss: Was bedeutet ein gutes Leben für Sie persönlich?

Strickner: Meiner Meinung nach ist eine gesicherte Existenz die Voraussetzung für ein gutes Leben. Das heißt, dass die Grundbedürfnisse der Menschen – egal wo sie leben – befriedigt sind. Dazu zählt unter anderem genügend Essen, sauberes Trinkwasser, ein Dach über dem Kopf, Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, aber etwa auch Mobilität und Zugang zu Kommunikationsinfrastruktur, um nur ein paar Elemente zu nennen. Für mich persönlich gehört zum guten Leben unter vielen anderen Dingen zum Beispiel gutes Essen, guter Wein, gemeinsame Zeit mit der Familie und FreundInnen zu verbringen und auch Faulenzen. Das mache ich leider viel zu wenig.