Kommunikation

Tempowahn

Buch

Der streitbare Verkehrsexperte und -aktivist Winfried Wolf legt hier eine kurzweilige (aber schlampig lektorierte) Kulturgeschichte über Zeit, Raum und Transportgeschwindigkeit vor. So wurde die zeitliche Taktung und Messung erst durch die industrielle Revolution notwendig. Nach Jahrtausenden gemächlicher Mobilität mittels Gehen, Pferdekraft und Segelschiffen setzte die allgemeine Beschleunigung mit dem Bau von Schiffskanälen ein, steigerte sich mit der Einführung der Eisenbahn und findet im heutigen Straßen- und Flugverkehr ihren Höhepunkt. Frappant, wie Geschwindigkeits- und Autobahnfetischismus mit dem italienischen und deutschen Faschismus einherging. Doch auch heutzutage seien umweltzerstörende Tempo- und PS-Maximierung an totalitäre Tendenzen, sowie Konzernmacht, Patriachat und wachsende Ungleichheit gekoppelt. Auch die milliardenschweren Subventionen für die Luftfahrt und deren enge militärische Verzahnung werden thematisiert. Das Buch endet positiv mit konkreten Ideen und Initiativen für eine entschleunigte und demokratischere Gesellschaft. Promedia, Wien, 2021. HH

18. und 19. AK Klimadialog 

Aktion

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Im Zuge einer Veranstaltungswoche zur Initiative „Das Recht, nicht gehen zu müssen – Europäische 
Politik und Fluchtursachen“, die vom 7.–11. Juni 2021 stattfand, war auch der 18. AK Klimadialog am 11. Juni der internationalen Dimension der europäischen Klimapolitik gewidmet. Unter dem Titel „Der europäische Grüne Deal im Kontext globaler Herausforderungen“ erörterte Werner Raza von der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) die Frage, wie insbesondere die Handels- und Entwicklungspolitik gestaltet werden müssten, damit die EU-Strategie für den Übergang in eine saubere und kreislauforientierte Wirtschaft auch zur Entschärfung der sozialen und ökologischen Krise im globalen Süden beiträgt.

Der 19. AK Klimadialog beschäftigt sich am 1. Juli mit „Grünen Gasen“. Sebastian Wehrle und Johannes Schmidt von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) werden eine AK-Auftragsstudie zu Produktionspotentialen, Risiken und Einsatzmöglichkeiten in Österreich präsentieren. FW

Klimaschädliche Subventionen sozial gerecht abbauen

Studie

In einer Auftragsstudie von Greenpeace Deutschland, die im Februar 2021 veröffentlicht wurde, analysiert das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, wie sich der Abbau von zehn besonders klimaschädlichen Subventionen auf die Verteilung auswirkt. Sie ist der zweite Teil einer zweiteiligen Studienreihe. Im ersten Teil wurden die ausgewählten Subventionen in Steckbriefen beschrieben, der Beitrag ihres Abbaus für Klimaschutz und den Staatshaushalt untersucht und daraus Handlungsfelder mit besonders positiven Wirkungen abgeleitet. Nunmehr werden private Haushalte in den Fokus genommen. Neben der Verteilungswirkung über alle Einkommensgruppen werden auch der Beitrag der reichsten 20 Prozent sowie die Betroffenheit der ärmsten 10 Prozent der Haushalte untersucht. Zwar wirkt der der Subventionsabbau in den meisten Fällen progressiv. Anpassungsreaktionen und Begleitmaßnahmen zur Kompensation einkommensschwacher Haushalte müssen aber in weiteren Studien vertiefend analysiert werden. FW

Die Studie ist hier online verfügbar. 

Europäische Politik und Fluchtursachen. 

Kommunikation

Menschen verlassen ihre Heimat nicht leichtfertig. Fluchtursachen sind nicht einseitig in den Herkunftsstaaten zu verorten. Meist sind Krieg und keine Perspektive für das Überleben die Ursache. Diese neue Broschüre von AK und ÖGB nimmt die Debatte rund um Fluchtursachen kritisch in den Blick. Die globale Ungleichheit, Klimakrise und die europäische Politik tragen Mitverantwortung. So sind Industrieländer die Hauptverursacher der Klimakrise. Der Weltklimarat warnte 2014, dass diese Krise immer mehr Menschen zur Flucht zwingen wird. So führt der steigende Meeresspiegel dazu, dass in Nigeria Salzwasser ins Festland eindringt und Felder und Grundwasser schädigt und die Menschen ihre Siedlungen verlassen müssen. Im Norden Nigerias und der gesamten Sahel-Zone ist der jährliche Regen in den letzten Jahrzehnten um 25 Prozent gesunken. Diese Menschen müssen irgendwohin. Auch ungerechte Handelsbeziehungen zwischen Nord und Süd und Waffenlieferungen leisten ihren Beitrag. Es braucht globale soziale Rechte, die menschenwürdige und gute Lebensbedingungen für alle und überall garantieren: „Wichtig ist eine Wendung der Debatte um Fluchtursachenbekämpfung um 180 Grad: Im Zentrum muss die Verwirklichung sozialer Rechte für alle stehen und eine Überwindung der globalen Ungleichheit.“ SI 

Link zur Broschüre

Nachhaltige 
Nicht-Nachhaltigkeit

Buch

Am Anfang dieses Bandes steht die Beobachtung, dass sich angesichts des Klimawandels und des Verlustes natürlicher Ressourcen die apokalyptischen Warnungen endlos zu wiederholen scheinen, ohne dass wirksame Politiken dagegen auszumachen sind. Dennoch sind in der Gesellschaft tiefgreifende Veränderungen zu beobachten, die sich in einem Werte- und Kulturwandel und einem Niedergang der liberalen Demokratie äußern. In diesem Umfeld von Beharrung und rasanter Veränderung versucht das Buch eine Orientierungshilfe bei der Frage seines Untertitels zu sein, „Warum die ökologische Transformation der Gesellschaft nicht stattfindet“. Dabei konzentriert sich die Analyse nicht auf Märkte oder Technologien, sondern auf die politischen Akteure: Staat, Parteien, Bewegungen, Individuen. Die bange Frage steht im Raum, ob die Demokratie nicht auch ein Hemmschuh für die notwendige sozial-ökologische Transformation sein kann. Die Analyse der gesellschaftlichen Widerstände gegen diese Transformation bringt tiefe, auch persönliche Einsichten. CS

Nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit

Ingolfur Blühdorn, Felix Butzlaff, 
Michael Deflorian, Daniel Hausknost, 
Mirijam Mock. Transcript, 2020

Beschäftigung und 
Verkehrswende

Zukunftsdialog

Das Buch mit dem Titel „Unterwegs zur neuen Mobilität“ ist das Ergebnis eines Dialogs zwischen Wissenschaft, Arbeitswelt, Gewerkschaft sowie Klima- und Umweltschutzbewegung in Niedersachsen und Bremen. Der Ausstieg aus der fossilen Antriebstechnologie im Verkehr erfordert einen tiefgreifenden und raschen Wandel. Das ist radikal für alle Beteiligten, besonders aber für die Beschäftigten in diesem Sektor. Zukunftsfähige Mobilität verlangt daher nach Konzepten für eine gleichermaßen ökologische wie sozial gerechte Verkehrswende. Die Beiträge der 26 Autorinnen und Autoren beleuchten die Verkehrswende aus verschiedenen Blickwinkeln, unter denen auch ein gerechter Strukturwandel eine bedeutende Rolle einnimmt. Das Fazit: Zukunftsfähige Perspektiven für Beschäftigung sind nur im Einklang mit einer nachhaltigen Mobilität möglich – und umgekehrt. SL

Unterwegs zur neuen Mobilität

Erschienen 2021 im Ökom-Verlag, auch zum freien Download unter: Unterwegs zur neuen Mobilität | oekomverlag

Tipp:

Neue Petition für Klimagerechtigkeitn

Im Rahmen der europaweiten Initiative „Climate Of Change“ hat die Menschenrechtsorganisation Südwind eine Petition gestartet, in deren Mittelpunkt eine sozial und ökologisch gerechte Wirtschaft, der Schutz der Menschen und die Einbeziehung der Jugend steht. Sie kann hier unterschrieben werden: Klimagerechtigkeit-jetzt | Südwind (suedwind.at) SL