Leben

Smartes Wohnen: Was kann es, wem nutzt es?

Smart Home-Lösungen streben eine Erhöhung der Lebens- und Wohnqualität, der Betriebs- und Einbruchsicherheit und der Energieeffizienz an. Es handelt sich um einen Sammelbegriff, der unterschiedlichste Anwendungen der Gebäude- bzw. Haushaltstechnik und der Unterhaltungselektronik umfasst. Dazu gehören u.a. automatisch gesteuerte Heizungen, Lüftungen, Türen, Fenster, Markisen, Jalousien und Lampen, intelligente Kühlschränke und Kaffeemaschinen, Waschmaschinen, die die Wasserzufuhr und Waschdauer automatisch an die Füllmenge und das Waschgut anpassen können. All das ist manuell über mobile Geräte wie Smartphones kontrollier- und steuerbar. Eine einheitliche Definition fehlt, insbesondere, weil die Begriffe Smart Home und Smart Building oft synonym verwendet und im Zusammenhang mit Smart Mobility und alternativer Energieerzeugung gesehen werden. Dementsprechend variieren die dafür aufzuwendenden Kosten von 50 Euro für eine Funksteckuhr bis zu 30.000 Euro für umfangreiche Lösungen bei einem Einfamilienhaus samt Pool und Garten. 

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Was will die Industrie, was wollen die Verbraucher?

Die Industrie sieht im Smart Home-Markt vor allem eine Chance für die Telekommunikations-, Gebäudetechnik- und  Unterhaltungselektronikbranche sowie die Energiewirtschaft. Der Markt soll laut Statistik Austria österreichweit bis 2020 auf ca. 150 Millionen Euro anwachsen (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/317972/umfrage/prognose-zum-smart-home-umsatz-in-europa/,  abgerufen am 6. 10. 2016). Nach dem wirtschaftsnahen Hamburger Statista Institut (https://de.statista.com/infografik/3718/pro-und-contra-smart-home/, abgerufen am 6. 10. 2016) erwarten sich KonsumentInnen von diesen neuen Technologien vor allem Energieeinsparungen (59 %), mehr Komfort (57 %) und mehr Einbruchsicherheit (47 %). 35 % von ihnen fürchten jedoch um ihre Privatsphäre, 32 % halten die Geräte für zu teuer und 
für 27 % ist die Automatisierung unheimlich. 24 % fürchten Hacker-Angriffe. Das legt den Schluss nahe, dass die KonsumentInnen für smarte Lösungen, die hochsensible Daten generieren, mit deren Hilfe umfassende Benutzerprofile erstellt werden können, nur gewonnen werden können, wenn ihnen diese Ängste genommen werden. Die Anbieter versuchen das, indem sie auf die Wichtigkeit des 
Datenschutzes verweisen und die Einhaltung der einschlägigen Normen garantieren.  Notwendig wäre aber eine stärkere und effektivere Kontrolle durch die Behörden sowie Bewusstseinsbildung bereits im Schulalter.

Smart Homes und KonsumentInnenerwartungen

Alarmeinrichtungen gewähren ein Mehr an Sicherheit. Smart Home-Lösungen können auch den individuellen Komfort steigern. Man muss sich allerdings fragen, ob und wie oft die zahlreichen angebotenen Funktionen tatsächlich genutzt werden, und ob man für diese Anwendungen „technikaffin“ genug ist. Ist man das nicht, werden vorhandene Anwendungen nicht genutzt. 

Der Kundenwunsch Nr. 1 ist aber Energieeinsparung. Hier sollte allerdings betont werden, dass weniger Energieverbrauch nicht automatisch zu nennenswerten finanziellen Einsparungen führt. Bei effizient gebauten Niedrig- und Niedrigstenergiegebäuden sowie Passivhäusern ist beispielsweise eine zusätzliche Einsparung von Energie nur unter großem technischem und finanziellem Aufwand möglich. Ein Wechsel des Stromanbieters kann unter Umständen ohne zusätzliche Investitionen zu größeren Einsparungen führen. Genauso kann es sich mit „kleinen“, aber billigen smarten Investitionen verhalten. Es ist anhand der ganz konkreten individuellen Situation zu fragen, was ökonomisch sinnvoll und tragbar ist. Die technisch beste Lösung ist nicht immer die ökonomisch sinnvollste Lösung. Das gilt insbesondere bei Nachrüstungen, da alles, was mit baulichen Maßnahmen zu tun hat, schnell teuer werden kann. Im Übrigen müssen Steuerungsanlagen auch programmiert bzw. bei Bedarf umprogrammiert werden, was dann Kosten verursacht, wenn man sich selbst der Aufgabe nicht stellen will bzw. kann. Ein weiterer Punkt ist die Wartung bzw. das Updaten der jeweiligen Miniserver. KonsumentInnen ist zu empfehlen darauf zu achten, dass diese Leistungen im Vertrag und Preis inbegriffen sind, andernfalls sollte man nach dem Preis dafür fragen. Ob sich Smart-Home-Lösungen amortisieren, hängt überdies auch vom gewählten Stromanbieter, dessen Tarifen und der Netzstruktur ab. 

Anpassungsbedarf

Energieersparnis alleine bringt keine Kosteneinsparungen. Die smarten Investitionen gerade bei teuren Lösungen haben eine lange Amortisationszeit. Der Effekt verstärkt sich, wenn zudem auch im Sinne von „Smart Buildings“ etwa in die Sonnenstromerzeugung investiert wird. Das ist jedoch das Gegenteil, was die Haushalte erwarten. Hier besteht Anpassungsbedarf bei Planung, Förderung und Tarifen. Energiesparen und die Investition in erneuerbare Energie muss sich auch für Haushalte lohnen.