Wirtschaft & Umwelt - Zeitschrift für Umweltpolitik und Nachhaltigkeit

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 Dieselskandal: Viel schmutziger als erlaubt

Die bestenfalls laxe Einhaltung bestehender Schadstoffgrenzwerte ist eine unterschätzte Gefahr für die Bevölkerung.
 
Gesundheitsgefährdend Der Dieselskandal wird häufig als Problem von Konsument:innen verharmlost. In Wirklichkeit betrifft er aber ebenso die Umwelt und Gesundheit von Menschen. Konkret geht es um Stickoxide (NOx) und das Reizgas Stickstoffdioxid, das die Atemwege des Menschen angreift. Das löst vor allem Asthmasymptome, Allergien und verzögertes Lungenwachstum bei Kindern aus. Außerdem sind Stickoxide Ausgangsstoff für Feinstaub, bodennahes Ozon und klimaschädigendes Lachgas. Die Europäische Umweltagentur (2022) weist für Österreich jährlich rund 800 vorzeitige Todesfälle und 7.800 verlorene Lebensjahre aus, weil der vorgeschriebene Grenzwert für NO2 weniger streng als der WHO-Richtwert für eine gesundheitlich unbedenkliche Umgebungsluft ist. In den letzten 15 Jahren wurden allerdings in Österreich und Europa nicht einmal die Grenzwerte entlang von Straßen eingehalten. 
EU-Abgasnormen für Fahrzeuge (Euro 4, Euro 5, etc.) spielen eine Schlüsselrolle, weil ein Großteil aller NOx-Emissionen bei Verbrennungsvorgängen in Motoren entsteht. Hersteller:innen müssen bei der Typgenehmigung sicherstellen, dass sie den Grenzwert einer Abgasnorm einhalten. Emissionen wurden tatsächlich nur am Prüfstand, nicht aber bei gewöhnlichen Fahrbedingungen reduziert, weil beispielsweise das unzulässige „Thermofenster“ die Abgasreinigung die meiste Zeit im Jahr zum „Schutz des Motors“ ausschaltet. Erst mit der verpflichtenden Messung von Emissionen im praktischen Fahrbetrieb (Euro 6d-TEMP) stimmen seit 2019 der Grenzwert auf dem Papier und der Straße überein. Bis dahin konnten Hersteller bei den Kosten für die Abgasnachbehandlung für Diesel-Pkw „optimieren“. FG