Wirtschaft & Umwelt - Zeitschrift für Umweltpolitik und Nachhaltigkeit

Kontroverse: Ist ein Pfand auf Batterien der richtige Weg?

Pro: Lithiumbatterien im Restmüll sind brandgefährlich. Ein Pfand sichert die korrekte Sammlung und führt dazu, dass wertvolle Ressourcen recycelt werden. 

In Österreich landen jedes Jahr 1,4 Millionen Batterien im Restmüll. In der EU beläuft sich die Zahl der falsch entsorgten Batterien auf 225 Millionen. Das ist brandgefährlich, denn insbesondere Lithiumbatterien können sich bereits bei kleinster Reibung entzünden und Brände verursachen – zu Hause, im Abfallcontainer, im Müllwagen oder in Verwertungsanlagen. Falsch entsorgte Batterien sind für 95 Prozent aller Störfälle verantwortlich. Abgesehen vom hohen Risiko, dem unsere Mitarbeiter*innen ausgesetzt sind, verursachen Brände immer wieder Schäden in Millionenhöhe. Zusätzlich geht mit jeder nicht-recycelten Batterie der Verlust von wertvollen Rohstoffen wie Aluminium, Kobalt oder Lithium einher.

Seit vielen Jahren weisen wir daher auf die Gefährlichkeit von falsch entsorgten Lithiumbatterien hin. Sie sind mittlerweile überall zu finden: in Handys, blinkenden Kinderschuhen, Tablets, Stabmixern, singenden Grußkarten, Haushalts- und Gartengeräten – Tendenz stark steigend. So wird sich die Zahl der im Restmüll entsorgten Batterien laut Untersuchungen der Montanuniversität Leoben in den nächsten Jahren auf 2,8 Millionen verdoppeln. Ein Horrorszenario für die Abfall- und Ressourcenwirtschaft aber auch für die Haushalte, da immer mehr Lithiumbatterien Auslöser für Wohnungsbrände sind. Daher fordern wir vehement die Einführung eines Pfands auf Batterien sowie die Erhöhung der aktuellen gesetzlichen Recyclingquote von 45 auf mindestens 65 Prozent.

Con: Nur eine klare Kennzeichnung, leichte Entnahme aus Geräten und professionelles Rücknahmemanagement können helfen. 

Es braucht zahlreiche Verbesserungen in der ganzen Rücknahme- und Entsorgungslogistik für Lithium-Batterien; ein Pfand alleine löst noch gar nichts  … und ist außerdem aufwendig, wenn es für die Konsument*innen gut handhabbar sein soll. Ein Pfand auf langlebige Güter hat mächtige Tücken, wie wir vom Kühlschrankpickerl wissen, das überhaupt nicht funktioniert hat. 
50 Prozent der Einnahmen wären als Pfandschlupf beim Umweltforum Haushalt liegen geblieben, hätte die AK nicht kräftig Wirbel gemacht. Ein Pfand macht Sinn, wenn Bierflaschen zur Wiederbefüllung zur Brauerei zurückkommen sollen. Bei Lithium-Batterien ist das gar nicht beabsichtigt. Ausgediente Lithium-Batterien sollen nur einer professionellen Entsorgung zugeführt werden. Dafür hat die bestehende Rücknahmelogistik in Österreich „noch viel Luft nach oben“. Der Handel musste kürzlich per Verordnung dazu gezwungen werden, dass er Konsument*innen über die Rückgabemöglichkeiten informiert, weil er es freiwillig zu wenig tut. Wenn die Rücknahmelogistik lückenhaft und nicht leicht erkennbar ist, dann braucht man sich über Fehlwürfe und sorglosen Umgang nicht zu wundern. Ein Pfand wäre da auch keine Lösung. Ein professioneller Umgang mit Lithium-Batterien braucht eine klare Kennzeichnung. Dann braucht es ausreichende Rücknahmestellen und ein professionelles Handling. Es kann nicht sein, dass Hersteller sich darauf beschränken, ihre Recyclingquote zu erfüllen. Eine kürzlich auf EU-Ebene erstellte Studie zeigt all diese Ansatzpunkte auf. Ein Pfand fordert sie nicht.