Leben

AK-Test deckt auf: Grillkohle enthält Tropenholz

Von insgesamt 16 Holzkohl- und Grillbriketts aus dem österreichischen Handel ermittelten die Holzforscher des renommierten Thünen-Institutes im Auftrag der AK OÖ die enthaltenen Holzarten. Grund: Nach wie vor stammen viele importierte Holzprodukte aus illegalen Rodungen. Die Vereinten Nationen und Interpol schätzen in einem gemeinsamen Bericht, dass weltweit 15 bis 30 Prozent des Holzeinschlags illegal geschehen. 

Import von illegal geschlagenem Holz

Um den Import von illegal geschlagenem Holz nach Europa einzudämmen, wurde seitens der EU eine Holzhandelsverordnung erlassen. Einziges Problem dabei: Sie gilt nicht für Holzkohle. Das heißt, wird fertige Kohle importiert, gibt es keine Vorschriften für das Holz, aus dem sie gewonnen wurde. Misstrauen seitens Konsumenten zur Korrektheit der Herstellerangaben ist also durchaus angebracht. 

Holzkohle wird in Europa nur noch gesiebt und abgefüllt, kommt aber oftmals aus Südamerika und Afrika. So stammt Österreichs Holzkohle laut Statistik aus Deutschland, Serbien und Bosnien und Herzegowina, sowie Frankreich. Jedoch sind etwa Deutschlands wichtigste Importländer – nach Polen – Paraguay und Nigeria. Und die Umweltschutzorganisation WWF beziffert den illegalen Holzeinschlag in Nigeria auf 90 Prozent. 

Testergebnisse im Detail

Aus Afrika oder Südostasien stammen die Tropenhölzer, die in dem Baumarkt-Hellweg-Produkt „Grillholzkohle“ sowie der Hofer-Eigenmarke „BBQ Grill-Holzkohle-Briketts“ gefunden wurden. Ersteres besteht laut Labortest ausschließlich aus Tropenholz, letzteres wurde laut Angabe auf der Verpackung in Frankreich hergestellt. Auch beim Hellweg-Produkt „Max Grill & Barbecue Premium Holzkohle Briketts“ wurde Tropenholz festgestellt. 

Darüber hinaus enthielten selbst hochpreisige Qualitätsprodukte zum Teil günstigere Holzarten, als auf der Ver­packung angegeben. „Rothmann Grill-Holzkohle“ (Hellweg) und „proFagus Buchen Grillholzkohle“ (OBI) sollten demnach ausschließlich Buchenholz enthalten. Tatsächlich wurden aber auch die etwas günstigeren Holzarten Eiche bzw. Birke und Erle gefunden. Der Verpackungshinweis „mineralischen Ursprung“ auf Grillbriketts deutet auf Braunkohle hin. Für deren Abbau werden (zum Beispiel im Nordosten Deutschlands) bis heute ganze Landstriche abgebaggert, Orte umgesiedelt und erhebliche ökologische Risiken eingegangen. 

Nachhaltige Produkte: Anzahl verdoppelt

Gute Nachricht für Konsumenten: 8 der 16 getesteten Grillkohle-Produkte sind mit den Gütesiegeln FSC bzw. PEFC ausgezeichnet, stammen also garantiert aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen. Bei der AK-Grillkohlen-Erhebung des Vorjahres waren nur halb so viele zertifizierte Produkte am österreichischen Markt erhältlich.

Innovative Analysetechnik findet „schwarze“ Schafe

Forscher am Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte in Hamburg haben ein Verfahren etabliert, mit dem sie einzelnen Kohlestücken ansehen können, aus welchem Holz sie stammen. Dafür nutzen sie eine neuartige Mikroskopiertechnik. Auch wenn man es den schwarzen Brocken der Grillkohle nicht ansieht, weisen sie in ihrem Inneren noch ihre typische Holzstruktur auf. Die Hamburger Wissenschafter setzen auf ein neues Verfahren, bei dem von oben polarisiertes Licht auf die Oberfläche der zu untersuchenden Holzkohlestücke fällt. Ein spezielles Mikroskop scannt die raue Oberfläche des Objekts ab und setzt daraus ein detailliertes, hochauflösendes Bild zusammen. Anhand der abgebildeten Feinstruktur können die Experten bestimmen, ob das Kohlestückchen früher eine Buche, eine Eiche oder etwa ein Tropenbaum war.

Tipps fürs Gillen mit guten Gewissen:

  • Bei Grillkohle auf die Gütesiegel FSC und PEFC achten.
  • Nach Grillkohle aus den reinen Abfallprodukten Kokosnussschalen oder Olivenkernen Ausschau halten – eine ökologische Alternative.
  • Bei einem der acht Köhler in Österreich Grillkohle ab Hof kaufen.
  • Solargriller ausprobieren – benötigt weder Kohle, Strom noch Gas. £