AK-Studie: Die Ostregion braucht dringend mehr Bahn

Im Dezember 2015 werden in der Ostregion mit der Vollinbetriebnahme des Wiener Hauptbahnhofes Verbesserungen des Angebots und vor allem Neugestaltungen der Durchbindungen der Bahnverbindungen durch Wien möglich. Diese Angebote bestimmen wesentlich, wo und wie oft die 60.000 BahnpendlerInnen auf ihrem Weg zur Arbeit künftig umsteigen müssen. Ein großes Potenzial stellen auch jene 120.000 PendlerInnen dar, die aktuell noch mit dem Auto in die Stadt kommen. Die Arbeiterkammern Wien, Niederösterreich und Burgenland verfügen sowohl über die Daten der Wohnorte als auch über die Adressen der Arbeitssorte der Pendlerinnen nach Wien und aus Wien in das Umland und haben die TU-Wien beauftragt, mögliche Potenziale für die Bahn zu analysieren. 

Der erste Teil der Analysen umfasst, ausgehend von den Bahnachsen, die Wien mit dem Umland verbinden, die Darstellung des PendlerInnenpotenzials für die Bahn. Bei diesem Arbeitsschritt ging es um die Berücksichtigung der Entfernungen der Wohnadressen, aber auch der Arbeitsplätze von den jeweiligen Haltestellen. Differenziert wurden die Erreichbarkeiten in einen Nahbereich mit bis zu drei Kilometern – also Raddistanzen – und einem weiteren Einzugsbereich mit bis zu neun Kilometern – also die Erreichbarkeit mit dem Auto. Als Ergebnis ist in der Studie für jede Bahnachse dargestellt, wie viele PendlerInnen an den Bahnhaltestellen wohnen und auch wie viele an ihnen arbeiten.

Pendelrouten

In einem weiteren Schritt wurden die Wege zwischen Wohn- und Arbeitsort auf das Eisenbahnnetz umgelegt. Ermittelt wurden damit die Herkunfts- und Zielorte je Bahnachse und auch, welche Durchbindungen durch den Hauptbahnhof sinnvoll erscheinen.

Für die Möglichkeit der Bahnnutzung ergeben die Daten grundsätzlich eine gute Ausgangslage, denn 93 Prozent der Ein- und AuspendlerInnen wohnen im Einzugsbereich der 459 Bahnhaltestellen in der Ostregion. Im Gesamtbild zeigt sich, dass sich fast zwei Drittel der Wohnstandorte im näheren Einzugsbereich von unter drei Kilometern zu den Bahnstationen befinden. Für fast 80.000 potenzielle Bahn-PendlerInnen sind damit gute Fuß- und Radwege von ihrem Wohnort zur Bahnhaltestelle eine wesentliche Voraussetzung zur Öffi-Nutzung. 

Bezogen auf die Wohn- und Arbeitsorte ergeben die TU-Analysen ein Gesamtpotenzial von fast 124.000 BahnpendlerInnen pro Tag. Zum Vergleich: Bei einer wienweiten Erhebung aus den Jahren 2009 und 2010 nutzten rund 56.000 Ein- und AuspendlerInnen die Bahn für ihre Arbeitswege. Das heißt, dass schon jetzt doppelt so viele PendlerInnen mit der Bahn unterwegs sein könnten als dies aktuell der Fall ist. Noch gar nicht eingerechnet ist dabei, dass die Ostregion in den nächsten 15 Jahren um 450.000 BewohnerInnen wachsen wird.

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Großen Nachholbedarf zeigen die Analysen bei den Möglichkeiten, Rad und Bahn zu kombinieren. Damit der Anteil der Radnutzung am Arbeitsweg steigen kann, muss die Anzahl der Radabstellplätze verdoppelt werden. In Summe fehlen demnach in der Ostregion rund 17.300 Fahrrad-Stellplätze an den Bahnhöfen und Haltestellen. Detaillierte Ergebnisse der Potenziale und Routen für alle 14 untersuchten Bahnachsen werden in der Studie ausführlich dargestellt.