Wirtschaft & Umwelt - Zeitschrift für Umweltpolitik und Nachhaltigkeit

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Wenn die Biosphäre nicht stärker geschützt wird, wird das sehr bald gravierende öko- nomische Folgen haben. Länder mit ohnehin geringem Einkommen und großer Abhän- gigkeit von ihrer Agrarproduktion verlieren erheblich, aber auch die Industrienationen erleiden Verluste. Durch die konsequente Durchsetzung des „30x30 Goals“ und den Schutz natürlicher Lebensräume könnten diese Verluste jedoch stark reduziert werden.

Die hohen Kosten des Nichtstuns


Artensterben  
Der Mensch ist ein besonderes Tier und sein Einfluss auf die Biosphäre der Welt ist völlig unverhältnismäßig groß. Würde man alle Menschen dieser Erde auf eine Waage stellen, dann würde ihr Gesamtgewicht nicht einmal 0,01 Prozent aller Lebewesen auf diesem Planeten ausmachen. Dennoch hat diese gewichtsmäßig kleine Anzahl an Menschen mehr als die Hälfte aller wild lebenden Pflanzen und 80 Prozent der Wildtiere vernichtet. Diese Rücksichtslosigkeit beginnt auf die Menschheit zurückzufallen.

Die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung ist laut des Weltwirtschaftsforums stark oder zumindest teilweise von intakten Ökosystemen abhängig. Das betrifft nicht nur die Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft, sondern beispielsweise auch die Bauwirtschaft. Ein Kollaps des Ökosystems würde die Bestäubung von Nutzpflanzen, die Fischerei oder auch die Holzproduktion treffen.

Die Wirtschaftshilfen der Insekten
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) würden ohne die tierischen Bestäuber bis zu acht Prozent der weltweiten Ernte verloren gehen, ein Marktwert von 577 Milliarden Dollar im Jahr. In der EU allein wären es bis zu 15 Milliarden Euro im Jahr, die wir der wirtschaftlichen Mithilfe der Insekten, bei der Bestäubung von Tomaten, Mandeln oder Sonnenblumen, verdanken.

Ambitionierte Ziele beim Schutz der Biodiversität würden sich ganz unmittelbar auszahlen. Die Weltbank hat errechnet, dass die Umsetzung des „30-Prozent-Zieles“ bis 2030 („30x30 Goal“), also der Schutz von 30 Prozent der Meeres- und der Landfläche, das weltweite Bruttoinlandsprodukt lediglich 0,1 Prozent kosten würde. Die Gewinne wären hingegen beträchtlich. Die Europäische Zentralbank hielt bereits im Jahr 2019 fest, dass zehn „zentrale Ökosystemdienstleistungen“ in der EU einen jährlichen Nutzen in Höhe von 234 Milliarden Euro erbringen.

Fallen hingegen die tierischen Bestäuber aus und sinkt die Bodenfruchtbarkeit, entstehen hohe Kosten. Auch hier gibt sich die Weltbank unmissverständlich. Gerade ärmere Länder, die stärker von ihrer Agrarproduktion abhängig sind, würden bis zu zehn Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes verlieren, der weltweite Durchschnitt läge bei einem Verlust von 2,3 Prozent. Verbraucherpreise und Inflation werden aber auch in den reichen Regionen der Welt beträchtlich ansteigen. Ein Schutz der Biodiversität lohnt sich somit für alle Menschen. FJ