Kontroverse: Freie Seen für alle – Wie erreichen wir in Österreich mehr öffentlichen Seezugang?
Pro: Seen in öffentlicher Hand müssen zugänglich sein – statt Pachtverträge zu verlängern, braucht es mutige politische Entscheidungen.
Seeufer frei statt ewig verpachtet! – sollte das Motto all jener sein, die sich für den freien Seezugang einsetzen möchten. Viele Seen in Österreich gehören (in-)direkt dem Bund oder den Ländern. Dennoch ist der freie Zugang zu den Seen meist auf wenige Flächen beschränkt und nur allzu oft sieht man rund um die Seen Schilder mit der Aufschrift „Privat – Zugang verboten“.
Was auf den ersten Blick als Privatgrundstück erscheint, ist es aber oftmals nicht. Meist handelt es sich um Pachtflächen, die Privatpersonen von den Österreichischen Bundesforsten oder beispielsweise vom Bundesland Salzburg gepachtet haben. So haben einige wenige ein privates Badevergnügen, die öffentliche Hand Einnahmen, während die meisten sich auf den wenigen freien Plätzen drängen.
In Salzburg verpachtet das Land rund 680 solcher Flächen an Private. Diese Pachtverträge laufen über 10 Jahre und werden meist ohne große Diskussion verlängert. Auch die Österreichischen Bundesforste verpachten etliche Flächen mit ähnlichen Verträgen an Privatpersonen. Gerade diese Flächen wären der einfachste Weg zu mehr öffentlichem Seezugang. Die Pachtverträge sollten nach Ablauf nicht mehr verlängert werden. Der Seezugang gehört hier neu geregelt. Es braucht ein Konzept, wie die Flächen für alle frei zugänglich gemacht werden können.
Der freie Seezugang muss dabei klare Priorität in der Politik haben. Dazu benötigt man einen klaren gesetzlichen Rahmen auf Landes- und Bundesebene. Auch wenn dadurch keine neuen großen Liegeflächen entstehen, können ein Rundwanderweg und einige Meter breiter Uferstreifen den See für alle zugänglicher machen.
Con: Die Bundesforste setzen sich konsequent für die Verbesserung öffentlicher Seezugänge ein.
Öffentlicher Seezugang ist ein berechtigtes Anliegen – und angesichts der Besitzverhältnisse an den heimischen Gewässern auch eine Herausforderung. Denn die meisten Uferflächen in Österreich sind historisch gewachsenes Privateigentum, das nicht ohne weiteres öffentlich nutzbar ist. Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) leisten hier einen entscheidenden Beitrag: Sie betreuen 74 größere Seen nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit – das bedeutet, Naturschutz, Wirtschaftlichkeit und öffentlicher Zugang werden zusammen gedacht.
Den Bundesforsten gehört an den Seen meist der Seegrund. Klassische Seeufergrundstücke befinden sich nur wenige in ÖBf-Besitz. Schon heute stehen rund 350.000 m² der ÖBf-Uferflächen für die öffentliche Nutzung zur Verfügung, darunter über 50 Naturbadeplätze, aber auch Parks und Promenaden. Manche ÖBf-Uferflächen eignen sich aber nicht für einen freien Seezugang, da sie beispielsweise nicht über öffentliche Wege erreichbar sind, zu klein ausfallen oder es an der notwendigen Infrastruktur fehlt. Wo immer möglich, kaufen wir gezielt Ufergrundstücke an, um Naturflächen am See für die Republik zu sichern und den Seezugang zu erweitern. Jüngste Beispiele gibt es am Wörthersee, am Weißensee oder in Schörfling am Attersee, wo auf 13.000 m² ein attraktives Erholungsareal am See für alle entstehen soll.
Wenn wir über freien Seezugang sprechen, müssen wir in Zukunft noch ganzheitlicher denken: Es geht nicht nur darum, wo man ans Wasser gelangt, sondern wie. Zu wenig öffentliche Verkehrsmittel, überlastete Straßen, fehlende Parkplätze und steigender Nutzungsdruck zeigen, dass es abgestimmter Konzepte bedarf. Auch dem Naturschutz müssen wir dabei großes Augenmerk widmen. Das kann nur im Schulterschluss von Gemeinden, Ländern und allen Beteiligten gelingen. Wir werden jedenfalls weiterhin unseren Beitrag leisten.