Aktuelles Interview mit Cornelia Faunie: Corona stoppt den Klimacountdown nicht

Viele Menschen in Österreich – und weit darüber hinaus – haben derzeit existentielle Sorgen. Für sie ist der Klimaschutz in dieser Krise nicht das dringendste Problem. Werden Sie in diesen Zeiten noch gehört? Wie klappt die Mobilisierung?

Diese einschneidende Zeit und die damit einhergehenden Sorgen, wie wir die nächsten Monate bewältigen können, betreffen uns alle. Die Pandemie ist daher natürlich das präsenteste Thema in allen Medien. Die Sorge über die Klimakrise ist aber keineswegs in den Hintergrund gerückt. Nach einer aktuellen SORA-Umfrage in Oberösterreich bereiten den Oberösterreicher*innen die Folgen der Klimakrise größere Sorgen als die Corona-Pandemie. Die Bevölkerung versteht, dass die Klimakrise die Grundlagen unserer Existenz bedroht und uns auch hier die Zeit davonläuft. So sehr wir es uns bezüglich des Klimas auch wünschen: Corona stoppt die Uhren nicht. Fridays For Future setzt sich daher trotz der Einschränkungen weiterhin auf allen Kanälen aktiv dafür ein, dem Thema entsprechende Relevanz zu verleihen. Erst Ende September gingen über 10.000 Menschen in Österreich für Klimagerechtigkeit auf die Straße. Es liegt aber auch jetzt an jedem*r, die Klimakrise im eigenen Umfeld auf den Tisch zu bringen und Veränderung zu bewirken.

Große Firmen wie MAN in Steyr kündigen an, ihren Betrieb in Österreich zu schließen. Über 2000 Menschen werden dann nicht mehr ihrer bisherigen Beschäftigung nachgehen können. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Wir solidarisieren uns mit den Arbeitnehmer*innen, die aufgrund von reinen Kostenüberlegungen eines Konzerns jetzt vor verschlossenen Türen stehen. Diese untragbare Situation sollte die Alarmglocken auch weit über Steyr hinaus zum Schrillen bringen, denn hier braucht es dringend ein Umdenken: Langfristig stabile Arbeitsplätze sind angesichts der drohenden Klimakrise nur jene in klimafreundlichen Industrien. Wir brauchen strategische Überlegungen für ganz Österreich aber insbesondere für Industriestädte wie Steyr, wie klimafreundliche Industrien angezogen und gehalten werden können. Passende Ausbildungen und Umschulungen können dabei eine wichtige Rolle spielen. Klimaschädliche Industrien hingegen haben schlicht keine Zukunft.

Ein großer Teil des Budgets muss derzeit für Kurzarbeit, soziale Sicherheit und die Stützung der Wirtschaft aufgewendet werden. Doch auch die Klimainvestitionen werden deutlich aufgestockt. Was erwarten Sie sich in diesen schwierigen Zeiten von der Bundesregierung?

Ist die Gesundheitskrise überwunden, beginnt der wirtschaftliche Wiederaufbau. Wir fordern, dass dieser Aufbau das Wohl der nächsten Generationen zum Ziel hat, damit diese nicht in eine nächste Krise schlittert. Klimapolitisch sehen wir hier eine einmalige Chance, wenn die Bundesregierung lenkend, hin zu einer grünen und damit wirklich nachhaltigen Wirtschaft, eingreift. Zwar begrüßen wir die Mittel, die speziell für Klimainvestitionen zur Verfügung gestellt werden, allerdings reichen diese allein nicht aus, um die tiefgreifende Veränderung zu bewirken, die es in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft dringend braucht. Jede einzelne Maßnahme muss mit Blick auf die Klimaziele geprüft und ausgestaltet werden. Die Planung für einen umfassenden grünen Wiederaufbau muss jetzt beginnen.