Leben

Spielzeug: Weniger Plastik und mehr Kreativität

In der AK-Spielzeugstudie: „Mehr Qualität, weniger Quantität“ wurden Eltern zu verschiedenen Aspekten ihrer Zufriedenheit mit dem aktuellen Spielzeugangebot befragt. Rund die Hälfte der Befragten bemängelt den übermäßigen Plastik­anteil bei Spielzeug. Sie kritisieren dabei die Umweltverträglichkeit, die Haltbarkeit und mögliche gesundheitliche Belastungen. Mehr als die Hälfte der Befragten findet, dass es überhaupt zu viel Spielzeug auf dem Markt gibt. Knapp 40 Prozent der Befragten legen Wert auf pädagogisch wertvolle und vielseitig einsetzbare Funktionalität. 

Nachhaltigkeit im Spielzeugregal

Beim Kauf eines Spielzeugs wird an erster Stelle der Wunsch der Kinder berücksichtigt, gefolgt vom Preis-Leistungs-Verhältnis, der Qualität und dem pädagogischen Nutzen. Ein Viertel der Befragten kauft monatlich neues Spielzeug, vor allem in Online-Shops. Ein großer Teil funktionsfähiger Spielwaren landet nach kurzer Nutzung im Müll. Dabei ist Second-Hand gerade im Spielzeugbereich eine beliebte Alternative. Kleinhaushalte, Familien mit geringerem Einkommen und Eltern jüngerer Kinder kaufen tendenziell mehr gebrauchtes Kinderspielzeug. In städtischen Gebieten ist dies vermutlich aufgrund des vermehrten Angebots stärker ausgeprägt. Gebrauchtes Spielzeug über Online-Plattformen zu erwerben, wird vor allem von jungen Eltern und von Personen mit höherer Bildung genutzt.

Bei der Herstellung gibt es im Bereich ökologischer Nachhaltigkeit zwar laut Expert:innen bereits positive Entwicklungen, wie die vermehrte Verwendung von recyceltem Plastik. Dennoch bleibt die Recyclingfähigkeit eine Herausforderung, da sich Spielzeuge oft nicht in Einzelteile zerlegen lassen. Die Weiternutzung und Reparatur von Spielsachen kann zur Müllreduktion beitragen. Hierzu bräuchte es jedoch eine verbesserte Infrastruktur, beispielsweise in Form von öffentlich betriebenen Tausch- und Leihbörsen.

Ökologische und soziale Auswirkungen 

Rund 90 Prozent aller weltweit produzierten Spielzeuge bestehen aus erdölbasiertem Kunststoff. Der Kunststoffeinsatz ist verantwortlich für circa sechs Prozent der globalen CO2-Emissionen. Dazu kommen noch die Emissionen durch den Transport. China ist mit rund 86 Prozent der größte Spielzeugexporteur. Neben den erheblichen Belastungen für die Umwelt sollten auch die prekären Produktions- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in den Spielzeugfabriken bedacht werden. Anders als die medial thematisierten Arbeitsbedingungen der Textilbranche bleiben diese in der Spielzeugindustrie weitgehend verborgen. Laut investigativer Recherche arbeiten Menschen in chinesischen Spielzeugfabriken unter gefährlichen Bedingungen. Sie sind giftigen Chemikalien ohne Schutz ausgesetzt. Weil sie oft nur einen Mindestlohn bekommen, mit dem sie ihre Lebenskosten nicht decken können, sind sie auf bis zu 140 Überstunden pro Monat angewiesen.

Auch die Produktsicherheit ist mangelhaft. Importierte Produkte, insbesondere von derzeit beliebten Billigplattformen, entsprechen Untersuchungen zufolge häufig nicht den europäischen Sicherheitsstandards. Leider sind die Begrenzung schädlicher Chemikalien – insbesondere, wenn diese sich durch „Cocktail-Effekte“ verstärken – sowie klare Obergrenzen hinsichtlich der Lärmentwicklung auch in der neuen Spielzeugverordnung nicht ausreichend berücksichtigt. Eltern können beim Kauf derzeit nur auf Siegel wie „Geprüfte Sicherheit (GS)“, „Blauer Engel“ oder „Spiel Gut“ achten. Das CE-Zeichen allein ist kein Prüfsiegel, sondern eine vom Hersteller vergebene Bestätigung, dass das Produkt den europäischen Anforderungen entspricht. Oft fehlt selbst diese Bestätigung bei Billigprodukten von ausländischen Online-Plattformen. Sie dürften daher in der EU gar nicht verkauft werden. 

Geschlechterklischees beginnen mit dem ersten Spielzeug

Puppen, Prinzessinnen und Schminktische für Mädchen, während den Buben Autos, Superhelden und Bälle angepriesen werden. Der Spielzeugmarkt ist nach wie vor von geschlechterstereotypen Darstellungen geprägt. Bereits im Kindergartenalter zeigen sich die Folgen dieser sozialisierten Rollenmuster. Kinder lehnen Spielzeug des anderen Geschlechts ab. Geschlechtertypische Spielzeuge beeinflussen die Erwartungen an das Verhalten und Vorlieben der Kinder.

Besonders junge Familien und Familien mit geringem Einkommen wünschen sich geschlechtsneutrales Spielzeug mit neutraler Farbgestaltung, vielseitigen Funktionen und Spielwelten. Dabei können Kinder ihre Kreativität frei und unabhängig vom Geschlecht nutzen. Bausteine, Spielküchen, Tierfiguren oder Kaufmannsläden sind Beispiele für geschlechtsübergreifende Klassiker, die bei vielen Kindern gut ankommen. Genderneutrales Spielzeug ist außerdem vielseitig und kann über einen längeren Zeitraum verwendet werden. Da es keine geschlechterspezifische Zuordnung vorgibt, steht es allen Kindern gleichermaßen offen. Dadurch wird der Bedarf an zusätzlichem Spielzeug reduziert und somit auch ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit geleistet